Die Socke des Mannes… – das neue Statussymbol!
Da spricht mir jemand aus der Stil-Seele..! Bettina Weber (TA) hat das Thema so schön ausgerollt, dass ich hier mit Ausnahme einmal einen „auswärtigen“ Text publiziere…
Wieso sollte ich über Socken nachdenken?
Müssen Sie nicht. Aber es zeugt von Stil und Klasse, auch über vermeintlich oberflächliche Dinge Bescheid zu wissen. Dünkel hingegen steht niemandem. Es lässt einen engherzig wirken und borniert und so, wie wenn man zum Lachen in den Keller ginge.
Darf ich demnach bunte Socken tragen und solche mit lustigen Sprüchen drauf?
Wenn Ihre Socken das Bunteste und Lustigste an Ihnen sind, jetzt im übertragenen Sinn, sollten Sie unbedingt davon absehen.
Aber so ein Markenzeichen verleiht doch Charakter.
Das ist ein grandioser Irrtum. Es ist wahnsinnig beelendend, wenn Ihr einziges Markenzeichen Ihre Socken sind: Die Nachwelt denkt an Sie, und alles, was ihr einfällt, sind – Socken? Nein, nein. Sie sollten für Ihren Charme bekannt sein. Oder dafür, dass Sie superzackige Sitzungen abhalten. Oder sehr klug sind. Wer seine Socken für sich sprechen lassen muss – in geringelter, getupfter oder beschrifteter Form –, hat schon verloren.
Apropos: Es kommen einem ja dauernd einzelne Socken abhanden. Darf man aus der Not eine Tugend machen und zwei verschiedene Modelle tragen?
Nein. Weil es verkrampft wirkt. Weil es ganz laut schreit: Seht her, ich wäre gerne wild. Aber wenn Sie nun mal im Herzen der Typ Prokurist sind, hilft das nichts. Dann bringen Sie das nicht weg, auch mit zwei verschiedenfarbenen Socken nicht, und nein, selbst ein Totenkopfmotiv vermag da nichts auszurichten. Seien Sie authentisch, was Ihre Besockung angeht. Und sollten Sie in Versuchung kommen, denken Sie an die Verzweiflung, die jene Mittvierziger mit Lederbändeli oder Ring am kleinen Finger verströmen.
Bleibt also nur uni Schwarz. Damit bin ich ja wohl auf der sicheren Seite.
Richtig. Aber: Das Schwarz sollte richtig schön satt sein und keinesfalls so gräulich ausgebleicht. Das macht gar keine Falle, weil man denkt, Sie hätten die damals zusammen mit Ihrem Konfirmationsanzug gekauft. Und seitdem getragen.
Muss die Socke wirklich bis zum Knie reichen?
Die Gleichung geht so: Die Längen von Hosenbein und Socke verhalten sich umgekehrt proportional. Heisst: Je kürzer die Hose, desto länger die Socke. Wenn der Saum weit nach oben rutscht, muss die Socke von einer entsprechenden Länge sein, denn das Credo lautet: Ein Mann zeigt keine Haut. Dieses behaarte Stück Bein, meist von ausgetrocknet-schuppiger und blässlich-bleicher Beschaffenheit, verleiht Ihnen keine Gravitas. Es sei denn, das mit dem Beinzeigen wäre Konzept. Wie dann, wenn Sie barfuss in den Schuhen stecken. Wobei Sie natürlich Füsslinge tragen.
Oh nein, diese Mini-Socken? Brauche ich so was?
Selbstverständlich brauchen Sie die. Weil Socken im Sommer oder zu hochgekrempelten Hosen oder zu Shorts bemitleidenswert aussehen. Das wollen Sie nicht. Daher greifen Sie zu Füsslingen, denn die bieten den Komfort von herkömmlichen Socken, verbunden mit diesem unwiderstehlichen Alain-Delon-barfuss-an-der-Côte-d’Azur-Flair. Mini-Socke ist aber nicht gleich Mini-Socke. Denn wennderen Ränder rausgucken, ist derEffekt dahin. Es gibt sie daher in diversen Ausführungen: Solche, die bis zum Knöchel reichen. Solche, die nur bis zur Hälfte des Rists gehen. Und solche, die gerade mal die Zehen bedecken. Man passt das Modell quasi dem Décolleté des Schuhs an.
Was ist mit weissen Socken? Sind die immer noch streng verboten?
Die trägt man jetzt mit Loafern. Denken Sie dabei nicht an Michael Jackson, sondern an Alessandro Michele. Googeln Sie den. Genau, der sieht aus wie Jesus. Und hat mit seinem Design den Umsatz von Gucci in astronomische Sphären katapultiert. Der Mann hat also viel Ahnung und trägt selbst stets Jeans mit blütenweissen Socken und Loafern. Wecken Sie den inneren Michele in sich!
Sind teure Socken besser als billige?
Ja. Die Investition lohnt sich hier tatsächlich. Lassen Sie sich deshalb nicht lumpen. Teure Socken rutschen weniger. Sie sind hautfreundlicher und atmungsaktiver, womit eine begrüssenswerte Reduktion der Fusstranspiration einhergeht. Das wiederum hat einen unmittelbaren Einfluss auf Ihr Wohlbefinden. Und auf Ihre Performance. Die luxuriöse Socke macht Sie entspannter. Souveräner. Und damit: männlicher. Luxus im Schuh ist Understatement pur und zeugt von Klasse – das mit der dicken Uhr kann schliesslich jeder.
Socken sind sozusagen das neue Statussymbol?
Das triffts haargenau.
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